von Marri Parkinson
aus dem Englischen übersetzt von Areti Oestreich
Da ich während der Zeit der Frauenbewegung und Geburt der Transpersonalen Psychologie als Psychotherapeutin gearbeitet habe, bin ich sehr erfahren mit den Belangen, Kämpfen, Therapien und Zeremonien, die Frauen und ihre Emanzipation anbelangen. Ich bin davon überzeugt, dass es keine Hoffnung für diesen Planeten gibt, es sei denn, die Frauen nehmen ihre Kräfte in Anspruch und lernen von diesem Platz der Stärke aus, sich mit den Männern in Einklang und Gleichgewicht zu bringen, die dieses Zuhause mit ihnen teilen.
Ich verbringe erheblich viel Zeit in Einsamkeit mit Mutter Natur. Auf meine Weise stelle ich ihr Fragen und bin aufnahmefähig für ihre Antworten. Als ich gebeten wurde einen Artikel über Frauen für Wolf Lodge* zu schreiben, verbrachte ich viel Zeit in Wäldern und Gärten, Wahrheit suchend von der Größten aller Frauen.
Mit allem Respekt meinen Brüdern gegenüber: Tatsache ist, dass dies ein weiblicher Planet ist. Mutter Erde. Mutter Natur. Als Frauen sind wir hier zuhause, wir sind die Verkörperung des Planeten und dienen im Idealfall als Linse ihrer Macht und Schönheit. Alles weniger als das, bedeutet, dass wir uns selbst um unser Geburtsrecht bringen. Alles was wir über das Frausein wissen müssen, ist in der Natur enthalten; Schönheit, Fülle, Empfänglichkeit. Natur kämpft nicht; Natur versteht Gesetz. Immer schafft sie Balance, niemals hält sie fest.
Ich lebe auf einer unberührten Insel, die sich in heftigen Schmerzen aufgrund massiver Bebauung befindet und beobachte wie sich Mutter Natur bewegt und wiegt. Die Fingerhüte sprießen in Fülle an jeder neuen Straße. Die Natur erobert nicht - sie nutzt die Atmosphäre, um sich zu erfüllen; mit was immer dort ist.
Als ich diesen Frühling in meinem Garten arbeitete, stimmte ich mich auf die Rosen ein. Trotz strenger Winter in denen viele Büsche frieren und sterben sagen die Rosen nicht: „Warum noch blühen?“ Die Natur hält sich nicht zurück. Was auch immer die Zukunft bringen mag.
Die Natur schreibt die Gesetze für das Frausein. Vor kurzem stand ich bei einer alten Tanne. Ich dachte daran, wie sehr unsere Gesellschaft das Jungsein betont, wie Frauen Geld für Facelifts ausgeben, an weibliche Einstellungen gegenüber der Menopause und das Älterwerden und an männliche Geringschätzung gegenüber älterer Frauen.
Sehen wir etwa die alte Tanne an und sagen: „Sie ist passé. Schau dir das sexy Bäumchen da drüben an.“
Wenn ein Baum in Würde und Anmut altert, warum nicht eine Frau? Bis wir selbst die Wahrheiten des Femininen erkennen und sie leben, können wir Männern ihre Einstellung nicht vorwerfen.
Wir haben einen kleinen aber starken Frauenzirkel in der Wolf Lodge. Unsere jüngste Schwester beschenkte mich letztes Jahr mit einer kraftvollen Lehre über Weiblichkeit. Nachdem sie jahrelang zuhause unterrichtet worden war und alternativ aufwuchs , kam sie auf eine staatliche Schule. Dort litt sie unter der Ächtung und dem Spott, der ihr entgegenkam.
Eines Frühlingsabends fuhr ich spontan zu ihrer Hütte, die sich auf der Seite eines Berges befand. Sie war allein zuhause und spürte deutlich die Grausamkeit ihrer Klassenkameraden. Ohne zu sprechen nahmen wir uns an den Händen und gingen hinaus in die Natur, um Heilung und Einsicht zu finden. Als wir höher und höher den Berg hinaufstiegen, gelangten wir zu einer Fülle wilder Akeleien. Diese strahlenroten zarten Blumen sprießen in Gesteinsspalten, nach Wintern mit heftigen Winden, Temperaturen unter dem Gefrierpunkt und starkem Schneefall. Unbehütet wachsen sie unter „schlechtesten Verhältnissen und Mühsal“ und kommen als die leuchtensten und farbenprächtigsten Bergblumen zur Blüte. Meine jüngste Schwester nahm alles in sich auf, was die Akeleien ihr zu lehren hatten und kehrte mit frischer Entschlossenheit zurück nach Hause, die Lektion der Akeleien weise zu nutzen.
Später in diesem Jahr hielt ihre Mutter eine Zeremonie in einem Rundzelt, um die eingetretene Mondzeit der Tochter zu ehren. Im Zirkel ihrer Ältesten und Freunde wurde diese junge Frau in das Frausein eingeführt.
Zu guter Letzt wurde sie im Winter bei einem Konzert, in Anwesenheit der meisten unserer Gemeinschaft, gebeten zu singen. Die junge Frau erhob sich in ihrem blutroten Kleid, das ihr zur Mondzeit geschenkt worden war und sang aus tiefster Seele.
In der mit Menschen vollgepackten Kapelle waren möglicherweise viele darunter, die sie und ihren Lebensstil verachteten. Nur vom Strahlen ihrer Weiblichkeit begleitet, berührte uns dieses „hässliche Entlein“, dieses „unbeliebte Mädchen“ mit all ihrer Kraft und Schönheit.
Danach beobachtete ich, wie sich die jungen Männer um sie scharten. Ich lehnte mich zu ihr hinüber und flüsterte:„ Du bist so schön.“ Sie sah mich aus der Tiefe ihres Inneren an und antwortete: „Ich weiß.“
* Kulturelle Gemeinschaft auf Hawaii
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