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AutorenbildAreti Oestreich

MenschSein - BerührtSein

Es gibt ein wunderschönes, berührendes Zitat von Rolando Toro Araneda, chilenischer Psychologe, Anthropologe, Künstler und Begründer der Biodanza-Methode:


„Jeder Teil des Körpers und jeder Körper, der nicht liebkost wird, beginnt zu sterben. Die Berührung ist eine Quelle von Gesundheit und gleichzeitig die wichtigste therapeutische Handlung. Wege und Möglichkeiten zu finden, so dass alle Menschen – von Kindern bis zu alten Menschen – Zugang zu Zärtlichkeit haben, dies wäre die einzige Revolution, die wirklich Sinn hätte.“


Ich sehe es genauso wie Rolando Toro und versuche Menschen mit meiner Arbeit zu unterstützen, Wege in ihrem Leben zu erschließen, um die menschlichen Grundbedürfnisse nach Kontakt und Nähe auf gesunde Weise zu stillen.


Leider haben viele Menschen keinen Zugang zu liebevoller, achtsamer, körperlicher Zuwendung. Besonders alte Menschen, chronisch Kranke und Menschen mit Behinderungen sind von Berührungsmangel betroffen.

Das Physical Distancing der Corona-Maßnahmen hat dieses Leid offensichtlich maßgeblich verstärkt und wirkt sich auf sämtliche Alters- und Personengruppen aus.


Berührungstherapie, auch als therapeutisches Kuscheln bezeichnet, ist eines meiner Tätigkeitsfelder. In meiner jahrelangen Arbeit als Masseurin in physiotherapeutischen Praxen machte ich zunehmend die Erfahrung, dass das wahrhaft Heilsame meiner Arbeit dort weniger an meinem fachlichen Wissen und meinen mehr oder minder genialen Behandlungstechniken lag, sondern viel mehr in der körperlichen und seelischen Zuwendung durch Berührung, Blickkontakt und empathisches Zuhören.


Besonders eindrücklich offenbarte sich mir dies in meiner Arbeit im Hospiz. Hier besuchte ich als Therapeutin Sterbende auf Rezept: für Lymphdrainagen und Massagen. Natürlich ging es dabei nicht um "Therapie". Das war den Ärzten, die diese Rezepte verschrieben, klar. Es ging einzig und allein um die Berührung, die sich die sterbenden Gäste im Hospiz wünschten.

In diesem Zusammenhang durfte ich die Magie der Berührung erleben und tiefe Erfahrungen über Leben, Sterben und den Tod sammeln.

Es hat etwas unendlich Intimes, einem eigentlich "Fremden" in dieser letzten Lebensphase so nah sein zu dürfen. Viele Menschen haben Berührungsängste bei kranken, behinderten oder sterbenden Menschen. Das hatte ich nie, was ich im Übrigen nicht als meine Leistung oder mein Können ansehe. Es ist einfach so.


Das achtsame, sanfte Massieren, Streicheln und Händehalten - auf die individuellen Bedürfnisse und Grenzen des Sterbenden rücksichtsvoll und fein abgestimmt - der Duft der ätherischen Öle, die ich nach Wahl der Betroffenen dabei benutzte, wirkten sich auf eine Weise unterstützend aus, wie ich es nie erwartet hätte. Schmerzen verminderten sich, ebenso lösten sich Nervosität und Ängste auf und ein Gefühl der Zuversicht, (von etwas) gehalten, getragen und beschützt zu sein, breitete sich in den Gästen aus.


Das waren meine ersten Schritte in die Berührungstherapie.........


In der folgenden PDF-Datei findest du ein Interview mit mir, wo du noch mehr über die Wirkung von Berührung und meine Arbeit erfahren kannst.

Viel Freude beim Lesen!









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